Abschied vom Berliner Schriftmuseum: Ein Stück Stadtgeschichte verschwindet

Abschied vom Berliner Schriftmuseum: Ein Stück Stadtgeschichte verschwindet

Ein Stück lebendige Berliner Geschichte wird bald aus dem öffentlichen Blick verschwinden. Das Museum für Buchstaben und Schriftzüge Berlin, in dem rund 3.500 Neonbuchstaben und ikonische Schilder wie der Dekorative Fisch ausgestellt sind, schließt am kommenden Montag seine Türen. Steigende Kosten und rückläufige Besucherzahlen haben nach Jahren der Bewahrung des typografischen Erbes der Stadt diese Entscheidung erzwungen.

Die Sammlung des Museums besitzt großen kulturellen Wert. Die Exponate – größtenteils aus Berlin, aber auch aus anderen deutschen Regionen, Österreich und der Schweiz – dokumentieren Jahrzehnte städtischer und DDR-Geschichte. Zu den Schätzen gehört das originale Neon-Schild Dekorativer Fisch, das Anfang der 1980er-Jahre für ein Zoogeschäft am Frankfurter Tor entworfen wurde. Fast 40 Jahre lang erleuchtete es ein märchenhaftes Hochhaus im Friedrichshain, bevor es abgebaut und für das Museum gerettet wurde.

Um das Jahr 1999 entstand zwar eine Replik des Dekorativen Fischs, doch das Original bleibt ein Herzstück der Sammlung. Barbara Dechant, Gründerin und Leiterin des Museums, hat sich mit einem 120 Mitglieder zählenden Verein für den Erhalt dieser Schilder eingesetzt. Doch finanzielle Engpässe – halbierte Besucherzahlen seit der Pandemie und explodierende Energiekosten – machten das Überleben unmöglich.

Angesichts der drohenden Schließung suchen Dechant und ihr Team nun nach Lagerräumen. Ihre Hoffnung: eine neue Institution zu finden, die bereit ist, das Erbe des Museums zu übernehmen und weiterzuführen.

Im Oktober 2025 wird das Museum für Buchstaben und Schriftzüge Berlin endgültig seine Pforten schließen – und hinterlässt seine umfangreiche Sammlung in der Schwebe. Die Suche nach einem neuen Zuhause geht weiter, doch ohne schnelle Lösungen steht Jahrzehnte währender Schriftgeschichte eine ungewisse Zukunft bevor. Die Schließung markiert das Ende einer Ära für ein Museum, das wie kein anderes Berlins visuelle Identität gefeiert hat.