Der ungehinderte Mord

Der ungehinderte Mord
Der ungehinderte Mord
Vor 45 Jahren wurden ein Rabbiner und seine Partnerin ermordet. Welche Rolle spielten der Verfassungsschutz und die palästinensische PLO?
18. Dezember 2025, 23:12 Uhr
Ein seit Jahrzehnten ungelöster Mordfall in Deutschland ist wieder in den Fokus gerückt, nachdem neu freigegebene Akten versäumte Chancen zur Verhinderung der Taten offenbarten. 1980 wurden ein Rabbiner und seine Partnerin in Erlangen erschossen – ein Verbrechen, das zunächst persönlichen Motiven zugeschrieben wurde, nicht rechtsextremer Gewalt. Aktuelle Enthüllungen zeigen nun, dass Geheimdienste Vorwarnungen über die Verdächtigen hatten – doch nicht handelten.
Am 19. Dezember 1980 wurden Shlomo Lewin, ein 55-jähriger Rabbiner, und seine Partnerin Frida Poeschke, 24, tot in ihrem Haus in Erlangen aufgefunden. Beide waren aus nächster Nähe erschossen worden. Am Tatort sicherten Ermittler einen selbstgebastelten Schalldämpfer und eine auffällige Sonnenbrille.
Die Opfer hatten zuvor Konflikte mit rechtsextremen Gruppen. Lewin hatte gegen eine neonazistische Veranstaltung protestiert, organisiert von Karl-Heinz Hoffmann, dem Anführer der Wehrsportgruppe Hoffmann (WSG). Dennoch konzentrierte sich die Polizei zunächst auf das Privatleben des Paares als mögliches Tatmotiv. 1986 mussten sich Hoffmann und seine Partnerin Franziska Birkmann wegen des Doppelmords vor Gericht verantworten. Beide wurden freigesprochen – das Gericht folgte Hoffmanns Darstellungen. Die Sonnenbrille Birkmanns, die der am Tatort gefundenen glich, wurde als Zufall abgetan.
Jahrzehnte später deckte eine 2023 freigegebene Akte gravierende Versäumnisse auf: Der deutsche Inlandsgeheimdienst, das Bundesamt für Verfassungsschutz, verfügte über einen Informanten im Umfeld Hoffmanns. Sechs Tage vor den Morden berichtete dieser, dass Hoffmann, Birkmann und ein Komplize Metallrohre handhabten – mögliche Bestandteile eines Schalldämpfers. Die Behörde verfolgte den Hinweis nicht weiter, stellte keine Verbindung zu den Morden oder zum Oktoberfestattentat 1980 her, einem weiteren rechtsterroristischen Anschlag.
Weitere Beweise fanden sich in Hoffmanns Burg, wo Ermittler eine Ausgabe der italienischen Zeitschrift OGGI aus dem Jahr 1980 sicherten. Das Magazin enthielt Porträts sowohl von Hoffmann als auch von Lewin – ein Hinweis auf vorherige Observierung. Später tauchten Verschwörungstheorien auf, die fälschlich die Palästinensische Befreiungsorganisation (PLO) in die Tat verwickelten. Belastbare Beweise für eine Beteiligung der PLO gibt es nicht.
Heute setzen sich die Erlanger Initiative für kritische Erinnerung und der Journalist Ulrich Chaussy für eine vollständige Neuaufnahme des Falls ein. Ihr Ziel: die Verantwortlichen für die ungesühnten Morde zur Rechenschaft zu ziehen.
Die neu aufgetauchten Akten belegen, dass die Geheimdienste vorab über die Verdächtigen informiert waren. Das Nichtstun ermöglichte die Morde ohne jede Intervention. Die Forderungen nach einer erneuten Untersuchung halten an – zu viele Fragen bleiben zum ursprünglichen Urteil und zur Rolle rechtsextremer Netzwerke offen.

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