Googles Milliardeninvestitionen in Deutschland: Segen oder Risiko für die digitale Souveränität?

Googles Milliardeninvestitionen in Deutschland: Segen oder Risiko für die digitale Souveränität?

Deutsche Politiker haben sich schnell dazu hinreißen lassen, Googles jüngste Milliardeninvestitionen in Deutschland zu loben und sie als Segen für die Zukunft des Landes in Sachen Innovation und künstliche Intelligenz zu preisen. Doch Experten warnen, dass diese Investitionen ihren Preis haben könnten – und die digitale Souveränität von Europa gefährden.

Vizekanzler Lars Klingbeil stimmte den Lobgesang an und bezeichnete Googles Engagements als 'echte Zukunftsinvestitionen'. Unterstützung erhielt er von den Landesministern Boris Rhein (Hessen) und Karsten Wildberger (Bundesdigitalminister), die im November 2025 die geplanten 5,5 Milliarden Euro für deutsche Cloud-Infrastruktur feierten. Auch Bayerns Digitalminister Fabian Mehring begrüßte die Eröffnung von Googles 'Sovereign Cloud Hub' in München als 'Coup' für den Freistaat als digitalen Standort.

Doch trotz der politischen Euphorie mahnen Fachleute zur Vorsicht. Sie verweisen auf Risiken wie wachsende digitale Abhängigkeit, unzureichende heimische Rechenzentrumskapazitäten im Vergleich zu den USA, Energieengpässe und die begrenzte deutsche Kontrolle über kritische digitale Infrastruktur. Unklar – und potenziell irreführend – ist zudem Klingbeils Behauptung, die Investitionen würden zukunftssichere Arbeitsplätze in Deutschland schaffen. Vielmehr dürften vor allem temporäre Baujobs und schlecht bezahlte Sicherheitskräfte die Hauptprofiteure sein. Zudem werden Googles Milliardeninvestitionen kaum spürbar zu deutschen Staatskassen beitragen, da Großkonzerne wie Google Wertschöpfung leicht aus Europa verlagern können. Die voranschreitende Digitalisierung durch US-Hyperscaler – ohne eigene europäische Innovationen – erhöht zudem die Verwundbarkeit von Unternehmen und gefährdet deren strategische und operative Widerstandsfähigkeit.

Zwar mögen Googles Investitionen in Deutschland kurzfristige Vorteile bringen, doch die langfristigen Folgen für die digitale Souveränität von Europa geben Anlass zur Sorge. Während die Politik die Investitionen weiter feiert, gilt es, die Risiken ernst zu nehmen und sicherzustellen, dass sie die Bemühungen der EU um mehr digitale Eigenständigkeit nicht untergraben.