Neue Biografie enthüllt: Wie Hermann Esser Hitlers Propaganda prägte und früh antisemitische Gewalt forderte

Admin User
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Ein historisches Schild mit Symbolen und Text in der Mitte des Bildes.

Neue Biografie enthüllt: Wie Hermann Esser Hitlers Propaganda prägte und früh antisemitische Gewalt forderte

Der Historiker Paul Hoser hat lange verborgen gebliebene Details über Hermann Esser aufgedeckt, eine der frühesten und radikalsten Figuren der NS-Propaganda. Seine zwischen 2021 und 2023 erschienene zweibändige Biografie zeigt Essers zentrale Rolle beim Aufstieg Hitlers – und präsentiert zugleich erschütternde neue Belege für frühe antisemitische Gewalt. Die Arbeit hat bereits juristische Drohungen und lokale Gegenreaktionen ausgelöst, da sie NS-Größen schonungslos darstellt.

Hosers Recherchen entlarven Esser als einen der architektonischen Köpfe der NS-Ideologie. Als enger Vertrauter Hitlers ab 1919 prägte er gemeinsam mit Dietrich Eckart den sogenannten Führermythos und avancierte bis 1923 zum gefragtesten Redner der Partei. Sein 1927 erschienenes Buch Die jüdische Weltpest zementierte seinen Ruf als erbitterter Antisemit. Doch Hosers Studie zeichnet Esser auch als faulen, unzuverlässigen Profiteur – er nennt ihn den „Taugnichts des Nationalsozialismus“ –, dessen banal wirkende Reden ihre verheerende Wirkung kaschierten.

Die Biografie stützt sich auf Hunderte von Essers Artikeln und Reden, die bisher kaum Beachtung fanden. Zu den erschreckendsten Funden gehört ein Vorschlag aus dem Jahr 1923, jüdische Geiseln zu nehmen – ein frühes Indiz für die brutale Radikalität der NS-Methoden. Hoser deckte zudem auf, wie Esser 1949 versuchte, eine Serie mit dem Titel „Hitlers Frauen“ zu veröffentlichen, die jedoch nach nur einer Folge wegen rechtlichen Drucks eingestellt wurde. Trotz einflussreicher Positionen – etwa als Leiter der Bayerischen Staatskanzlei – nutzte Esser sein Insiderwissen über Hitlers Privatleben nie für echte Macht. Hosers Arbeit blieb nicht unwidersprochen: Seine Untersuchungen zu Essers drastischen „Judenpolitiken“ als Memminger Oberbürgermeister führten zu Drohungen von Seiten der Nachkommen des Bürgermeisters. Bereits sein 2017 erschienener Essay über Hitlers jüdischen Vermieter sorgte weltweit für Aufsehen, während seine Studie über Starnberg im Nationalsozialismus lokale Empörung auslöste. Der Historiker, bekannt für das Aufspüren brisanter Quellen, polarisiert damit zwischen Anerkennung und Kontroverse.

Die zweibändige Biografie rückt Esser in den Mittelpunkt der prägenden Jahre der NS-Propaganda. Gleichzeitig zeigt sie, wie scheinbar unscheinbare Akteure extremistische Bewegungen vorantreiben konnten. Hosers Erkenntnisse – von früher Gewalt bis zu gescheiterten Nachkriegsprojekten – liefern trotz Widerstand derer, die mit diesem Erbe verbunden sind, entscheidende neue Perspektiven auf die Epoche.